Was Eltern oft beobachten
Mehrere vollständig getrunkene Flaschen in der Nacht, Beruhigung nur an der Flasche, tagsüber wenig Appetit und unruhige, kurze Schlafphasen – alles wirkt wie „großer Hunger“.
Was dahinterstecken kann: Regulationsbedarf
Saugen beruhigt das Nervensystem. Manche Kinder brauchen in der Nacht viel und langes Saugen, um sich zu regulieren – und nehmen dabei nebenbei große Milchmengen auf. Das wirkt wie Hunger, ist aber häufig Regulation. Die Folge: Nachtkalorien verschieben den Appetit in die Nacht. Am Tag entsteht ein Kalorien- und Regulationsdefizit – abends wieder Flasche zum Regulieren. Teufelskreis.
Hunger oder Regulation? – 5 Hinweise
1. Timing
Wacht das Kind früh und häufig auf (z. B. 22:30, 01:00, 03:00, 05:00) und trinkt „zur Sicherheit“? → spricht eher für Regulation.
2. Tempo & Muster
Ruhiges, gleichmäßiges Dauersaugen ohne „gierige“ Schlucke, schnelles Wegnicken an der Flasche → eher Regulation.
3. Tagesbilanz
Tagsüber „pickt“ das Kind, lässt Mahlzeiten aus, abends ist es „durch“ → Nachtkalorien drücken den Tagesappetit.
4. Beruhigbarkeit
Wird das Kind schon nach wenigen Zügen merklich ruhiger? → Bedürfnis war Beruhigung, nicht Energiebedarf.
5. Einschlafassoziation
„Nur mit Flasche schläft es (wieder) ein.“ → starke Kopplung Schlaf = Flasche.
Merksatz: Nicht jede leere Flasche bedeutet Hunger – oft ist es Regulation durch Saugen.
Warum volle Nachtflaschen das Problem verstärken
Appetit-Uhr dreht sich um: Viel Energie nachts ⇒ wenig Hunger am Tag ⇒ noch mehr nächtliche Flaschen.
Zerhackter Schlaf: Kurze Zyklen, häufiges Aufwachen, oberflächlicher Schlaf.
Zahngesundheit: Milchreste nachts erhöhen das Kariesrisiko – Zähneputzen nach Milch ist wichtig.
Eltern erschöpfen: Jede Weckung wird zur Mahlzeit, statt eine kurze Begleitung zu sein.